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Filmbesprechung

Leni Riefenstahl
Triumph ihres Willens
Dokumentarfilm von Andres Veiel
Deutschland 2024, 115 Minuten, seit 31.10.2024 in deutschen Kinos

Der Film über die Schauspielerin und Filmregisseurin Leni Riefenstahl lässt mich ratlos, aber auch schockiert zurück.
Da ist einmal die Kunstfertigkeit ihres Filmschaffens, dass George Lucas oder Quentin Tarantino in Bann gezogen hat. Die 1902 in Berlin geborene Frau ist aber für mich und andere umstritten.

So betrachtet der Regisseur Andres Veiel in seinem Dokumentarfilm mit neuer Vehemenz die NS-Regisseurin und ihr Lebenswerk. Er zerlegt einmal mehr den Mythos Riefenstahl des Unpolitischen und holt das Problem ihrer Ästhetik ins Jetzt. (1)

Ich frage mich nach dem Besuch des Films, ob die mit 101 Jahren Verstorbene, das wirklich glaubte, was sie vor der Kamera erzählte, nämlich, dass sie nicht von den Gräueltaten der Nationalsozialisten gewusst habe. Anderseits erzählt sie in den vielen Filmausschnitten und Interviews von ihrer Freundschaft zu Goebels und das Hitler ihren Geburtstag nicht vergessen habe. Sie sieht sich als die große Künstlerin und bleibt für mich doch eine Scheinnaive und Blenderin.

In einer Talkrunde im NDR wurde ich durch einen Auftritt der Journalistin Sandra Maischberger auf den Film aufmerksam, den sie maßgeblich produziert hat. Sie berichtete, dass auch sie sich von der liebenswürdigen Greisin bei Gesprächen hatte einwickeln und belügen lassen.
Als das Archiv von Riefenstahl an die Stiftung  Preußischen Kulturbesitz ging, versuchte Maischberger den Nachlass in Form von 700 Kisten zu bekommen. Sie wollte viele offene Fragen, die sie hatte, klären.
Ihr Angebot den Nachlass von Fachleuten zu untersuchen, wurde von der Stiftung dann 2017 angenommen. Im Gegenzug sollte eine Dokumentation entstehen, mit der Andres Veiel bereits 2018 begann.

Bei aller Dramatik und schockierenden Bildern, wie Aussagen sollte man sich dem Film nicht entschließen. Er machte mir wieder eindringlich deutlich, wie gefährdet gerade jetzt unsere Demokratie ist.

(1) Siehe Jens Hinrichsen, 29.10.2024

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