Lebensfreude Lövenich

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Lesetipps im März

Helena Marchmont
Bunburry
Ein Idyll zum Sterben
Bastei Lübbe Taschenbuch
ISBN 978-3-404-17938-1
276 Seiten
10,00 €

Kriminalerzählungen, eher mit Schmunzelfaktor, die in den Cotswolds auf der britischen Insel spielen.

Der große Oscar Wilde hat nicht ein Theaterstück Bunburry (1895 aufgeführt) erfolgreich geschrieben, auch wenn George Bernard Shaw es für trivial hielt. Nein Oscar Wilde spielt auch im Leben des Hauptprotagonist Alfie eine große Rolle und wird gerne von diesem zitiert.

Im vorliegenden ersten Band von Marchmont sind zwei Kriminalgeschichten zu finden: „Vorhang auf für einen Mord und Oldtimer sterben jung“.

Im ersten Krimi lernen wir Alfie MacAlister kennen, der von seiner Tante Augusta, die er gar nicht richtig kannte, im Dorf Bunburry in den Cotswolds ein Haus geerbt hat. Als Kind verbrachte er stets seine Ferien beiden Großeltern, die einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen sind.

Mit den alten Ladys Liz und Marge, Freundinnen von Augusta, findet es sich bald nach seiner Ankunft in einen Kriminalfall verwickelt.

Alfie ermittelt, denn er hat gerade nichts anderes zu tun, weil er sein Start-up-Unternehmen lukrativ verkauft hat und stellt fest: „Verbrechen gibt es selbst in der schönsten Idylle“ und nebenbei ordnet er nach einem persönlichen Schicksalsschlag sein Leben.  Fortsetzung folgt im frühen Sommer.

Helena Marchmont ist das Pseudonym der schottischen Schriftstellerin Olga Wojtas. 2015 gewann sie den schottischen Book Trust New Writers Award.

 

Mary Higgins Clark
Du bist in meiner Hand
Thriller
Heyne Taschenbuch
ISBN 978-3-453-43999-3
319 Seiten
9,99 €

Man nennt sie auch die Königin des unterhaltenden amerikanischen Thrillers. Ende Januar 2020 hoch betagt verstorben (93 Jahre), hinterlässt sie uns ein Lebenswerk. Bis zuletzt hat Mary Higgins Clark geschrieben.

Der hier beschriebene Roman ist 2018 erschienen und der Letzte in einer langen Werkliste. Nach einer ausgelassenen Party stirbt die 18-jährige Kerry im Pool der Eltern. Gerade hat sie die High School beendet, das Leben lag vor ihr. Ihre Eltern und ihre ältere Schwester sind über ihren frühen Tod entsetzt. Aline, gerade aus Europa zurück, will unbedingt herausfinden, wer ihre Schwester auf dem Gewissen hat?  Dabei geraten Kerrys Freund und der behinderte Nachbarjunge Jamie, ein guter Bekannter der Familie, in das Fadenkreuz der Ermittlungen.

Detektiv Mike Wilson, ein junger Ermittler der Staatsanwaltschaft, untersucht den Mordfall und kommt zusammen mit Aline dem Mörder immer näher ...

Auch in „Du bist in meiner Hand“  erweist sich die große Mary Higgins Clark als perfekte Erzählerin.
Dieses Talent hat sie auch an ihre Tochter Carol Higgins Clark weitergegeben, so dass wir uns weiter auf spannende Geschichten freuen können.

 

Susanne Goga
Der Ballhaus Mörder
Ein Fall für Leo Wechsler
Kriminalroman
dtv
ISBN 978-3-423-21808-5
315 Seiten
10,95 €

Berlin in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts: Eine Stadt auf einem glühenden Vulkan, modern, frivol und ein Schmelztiegel menschlicher Schicksale und Entwicklungen.
Auch im siebten Band von Susanne Gogas Reihe um den Berliner Kriminaloberkommissar Leo Wechsler aus Moabit werden wir wieder mit einem mysteriösen Fall konfrontiert und begleiten die Mordkommission bei ihrer Arbeit.

Diesmal wird in einem Berliner Ballhaus die Garderobiere im Hinterhof ermordetet aufgefunden. Sie ist mit Chloroform erstickt worden. Adele trug ein teures Kleid, Geschenk einer unbekannten Freundin, die nicht auffindbar ist. Ist sie einer Verwechslung zum Opfer gefallen? Leo Wechsler und sein Team kommen einem Serienverbrecher auf die Spur.

Der Kommissar muss sich zusätzlich um seinen Freund und Kollegen Robert Walther kümmern. Dieser ist durch das Verlassenwerden durch seine Freundin in eine schwere Lebenskrise geraten und lässt sich zu einem folgenschweren Vergehen hinreißen. Und die Unboten des aufkommenden Nationalsozialismus kommen auch der Familie von Leo Wechsler immer näher ...
Wem die Geschichten von Volker Kutscher um seinen Kommissar Gereon Rath zu rüde sind, ist bei Susanne Goga genau richtig.

 

Peter Prange
Eine Familie in Deutschland
Fischer Taschenbuch
ISBN 978-3-596-29988-1
667 Seiten
13,00 €

Peter Prange ist ein begnadeter Erzähler und Chronist unserer jüngeren deutschen Geschichte. Dies beweist er nun wieder in „Eine Familie in Deutschland“.

Den ersten Band seiner neuen Zeitchronik nennt er "Zeit zu hoffen, Zeit zu lieben".

Anhand der fiktiven Unternehmerfamilie Ising aus Fallersleben wird die Zeit von 1933 bis 1939 beschrieben. Alle Themen, die mit dem Aufstieg der NSDAP und Adolf Hitler verbunden sind, werden im Roman verarbeitet: Antisemitismus und die damit verbundene Judenverfolgung, die Mobilmachung in Richtung Weltkrieg, die Euthanasie, Verfolgung Andersdenkender sowie die Verstrickung von Wirtschaft und Wissenschaft in dunklen Zeiten.

Auch der Zuckerrübenfabrikant Hermann Ising muss mit seiner Zuckerfabrik irgendwann der neuen Autostadt Wolfsburg weichen. Sein Sohn Horst verfällt völlig der Agitation Hitlerscher Demagogie. Seine Schwester Charlotte, Medizinerin, liebt einen jüdischen Architekten und Willy, der Nachkömmling der Familie, wird aufgrund seines Mongolismus durch staatliche Sanktion in ein Heim gebracht, Ausgang ungewiss. Und auch Georg, der Techniker in der Familie, verfällt den Ideen und Ideologien eines Ferdinand Porsche. Tochter Edda, outet sich und wird die Geliebte und Mitarbeiterin von Filmlegende Leni Riefenstahl. Wir lernen Menschen kennen, die zu Gewinnern und Profiteuren werden, andere sind totale Verlierer.

Prange selber schreibt: „Seit meiner Jugend habe ich immer gefragt, was für ein Mensch wohl aus mir geworden wäre, hätte ich in der Nazizeit gelebt? Widerstand?“

Jede/r von uns kann sich die Frage stellen, wie verführerisch wir Menschen auch heute gegenüber Demagogen sind?

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