Lebensfreude Lövenich

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Sommerleselaune

Giulia Conti
Aqua Mortale
Ein Piemont-Krimi
Atlantik-Taschenbuch
ISBN 9783455012378
282 Seiten, 16,90 €

Simon Strasser, der deutsch-italienische Journalist, der am idyllischen Orta-See seinen zweiten Wohnsitz gefunden hat, stolpert beim alljährlichen Halbmarathon am See über eine Leiche. Der Reiseunternehmer Franco Borletti bricht plötzlich im Lauf zusammen. Die Obduktion ergibt, dass er mit einem Unkrautvernichtungsmittel vergiftet worden ist; ein Skandal für Firma und Umgebung des Toten. Stecken hinter seinem Tod Umweltaktivisten oder empörte Kunden?

Carla Moretti, die zuständige Marescalin, bittet Simon um Hilfe bei den Ermittlungen. Dabei gerät er in ein Gewirr von Motiven und Verdächtigen. Es geht augenscheinlich um mehr als gereinigten Reis.

Empfehlenswerte spannende Lektüre mit Urlaubsfeeling, absolut lesenswert.

 

Lucinda Riley
Die Toten von Fleat House
Kriminalroman
Goldman Verlag – gebundene Ausgabe
ISBN 978-2-442-31672-4
449 Seiten, 22 €

Die im vergangenen Jahr verstorbene Lucinda Riley hat uns einen spannenden psychologisch-raffinierten Kriminalroman hinterlassen, den sie bereits Mitte der 2000 Jahre geschrieben hat. Ihr Sohn hat diesem im Nachlass gefunden und mit dem Hausverlag herausgegeben. Schauplatz eines Verbrechens ist ein Jungeninternat im idyllischen Norfolk.

Charlie Cavendish, ein Achtzehnjähriger aus vermögendem Haus, wird tot in seinem Zimmer aufgefunden. Er war für seine rebellische Art bekannt und hat schwächere Mitschüler gern unterdrückt. Der Rektor von St. Stephans möchte den Todesfall als Unfall abtun, aber Scottland  Yard bekommt Wind von der Sache und setzt Detective Inspektor(In) Jazz Hunter, die gerade ihre Karriere bei der Londoner Polizei aufgegeben hat, auf den Fall an. Sie ist einverstanden noch einmal in den Ring zu gehen.

Die Ereignisse überstürzen sich. Ein Lehrer begeht Selbstmord und ein Schüler verschwindet, der von Charlie gedemütigt wurde. Große Rätsel stellen sich Jazz und ihrem Ermittlungsteam. Zudem plagen Jazz Sorgen um ihren herzkranken Vater und die Selbstzweifel wegen ihrer Scheidung.

Nur als Jazz eine Reise in die Vergangenheit antritt, kommt sich dem Motiv näher, das zu Charlies Tod führte.

Alle, die die Romane von Lucinda Riley lieben, sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Es ist gut zu lesen, und es bleibt bis zuletzt offen, wer der Mörder ist.

 

Gisa Klönne
Für diesen Sommer
Roman
ISBN 978-3-463-00028-2
445 Seiten, 22 €

Eine Freundin hat mich eingeladen, diesen Roman zu lesen. Sie war vom Inhalt begeistert und an meinen Eindrücken interessiert. „Der Inhalt wird auch dich ansprechen!“
In der Tat, ich habe die Seiten des Buches verschlungen. Die Empfehlung war genau richtig.

„Für diesen Sommer“ geht unter die Haut: Die Familiengeschichte der Roths aus der hessischen Provinz bei Darmstadt geht unter die Haut. Mit den Hauptprotagonisten Heinrich und Franziska fühlt man mit. Ihr Schicksal ist den Leser:innen nicht egal. Auch die Lebenslinien von Johanne und Monika bleiben von diesem Mitgefühl nicht ausgeschlossen. Was für ein Familien-System!

Heinrich durch Krieg und der alleinerziehenden-lieblosen Mutter gestählt, ehrgeizig und im Wirtschaftswunder nach oben drängend, verliebt sich in die vom Verlust der Familie verhärmten Johanne, der aus der Kindheit nur die Großmutter Frieda geblieben ist.

All ihre Liebe geben Sie den beiden Töchtern Monika und Franziska, zwei ungleiche Schwestern. Die eine ehrgeizig wie der Vater, die andere sensibel, empathisch, kreativ und grübelnd wie die Mutter.
Ein Familiengeheimnis umgibt beide und lässt ihr Leben konträr auseinanderlaufen. Monika will die Schwester beschützen, Franziska der Enge der Familie entfliehen.
Am Ende kollabiert die „Strebsame“ und die „Flüchtige“ muss zum alten Vater zurückkehren, der nicht mehr allein leben kann.

In vielen Rückblicken werden die Leben der Familienmitglieder deutlich. Wie ist es dazu gekommen, wie hat jede/r Einzelne/r das eigene Leben gestaltet?
Ist der Lebenstraum von Franziska wirklich gescheitert, wie es der Vater prophezeit hat. Alte Konflikte brechen erneut auf …

Ein spannender Roman, der mich gefesselt hat. Wer in einer Geschwisterreihe groß geworden ist, wer die sechziger, siebziger, achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts in unserem Land mit offenen Augen miterlebt hat, wird viele Parallelen mit dem Eigenen entdecken. Diesen Roman links liegen zu lassen, bedeutet auch, Zeit- und Familiengeschichte zu ignorieren.

 

Donna Leon
Milde Gaben
Commissario Brunettis 31. Fall
Diogenes, gebundene Ausgabe
ISBN 9783257071900
344 Seiten, 25;00 €

Der 31. Fall von Commissario Brunetti in Venedig ist spannend und aktuell. Dieser Kriminalroman ist Donna Leon wirklich gelungen und absolut lesenswert. Ich konnte dies nicht immer von den einzelnen Romanen der Reihe sagen.

„Milde Gaben“ beginnt harmlos mit dem Besuch von Elisabetta Foscarini, einer Jugendfreundin von Guido Brunetti, in der Questrura. Elisabetta ist wegen der mangelnden Sicherheit ihrer Tochter Flora und dessen Ehemann besorgt. Brunetti kann der alten Freundin die Bitte nicht abschlagen, verdeckt zu ermitteln, was nicht ganz ungefährlich für ihn ist.

Zusammen mit Kollegin Claudia Griffoni, Signora Elektra und dem getreuen Vianello sucht er nach Beweisen für die Bedrohung, die gar nicht auf der Hand liegen. Die Tochter, eine Tierärztin und der Ehemann, ein Buchführer, sind unauffällig. Zwar hat Floras Mann dem Schwiegervater geholfen, eine gemeinnützige Stiftung aufzubauen, hat sich dann aber aus dem operativen Geschäft verabschiedet. Die Stiftung hat den Zweck ein Krankenhaus in Afrika finanziell zu unterstützen.

Im Zuge der Ermittlungen eröffnen sich für Brunetti menschliche Abgründe und Bosheiten, die er sich nicht hat vorstellen können. Und das Ende der Geschichte ist mehr als überraschend für die Leser:innen.

 

Entnommen dem Buch Ankommen von Rosamunde Pilcher, Hamburg 2021

Rosamunde Pilcher
Ankommen
Erzählungen

Verlag Wunderlich, gebundene Ausgabe
ISBN 9783805200882
346 Seiten, 20,00 €

Bei Rosamunde Pilcher denken viele an seichte Unterhaltung und Trivialliteratur. Das ist nur eine Sichtweise, denn man kann in Rosemunde Pilcher auch eine begnadete Erzählerin erkennen. Bewiesen hat sie es in ihren großen Romanen „Muschelsucher“ oder „September“, die ich auch mit Begeisterung gelesen habe. Begonnen hat es bei mir mit Rosamunde Pilchers literarisches Werk Ende der achtziger Jahre mit „Stürmische Begegnung „, einem Roman, den ich täglich als Fortsetzungsroman im Kölner Stadtanzeiger gelesen habe. So etwas gab es noch in der postdigitalen Zeit. Später begeisterten mich die vielen Kurzgeschichten und Erzählungen der britischen Autorin. So erging es mit jetzt auch mit „Ankommen“ – im Original „A Place like Home“.

Natürlich ist der Autorin nicht immer hohe Literatur gelungen. Aber das von ihr geschriebene Wort hat auch wenig mit den vielen Fernsehfilmen zu tun, die seit mehr als 20. Jahren über die Mattscheibe flimmern.

Nun ist posthum ein Buch der Bestsellerautorin mit unveröffentlichten Erzählungen erschienen, das mich sehr angesprochen hat. Die 17 Geschichten handeln alle vom „Ankommen“. Die meist weiblichen Protagonistinnen sind immer an Kreuzpunkten in ihrem Leben: Von Rachael, die wegen Randall von London ins ferne Devon zu Cousine Sally flieht. Oder von Janey Ashcroft, die von einer Hochzeit mit David träumt. Von Caroline, die unerwartet dem Sohn ihrer Jugendliebe gegenübersteht oder von Julia, die nach dem Tod ihrer Schwester deren Sohn an Kindesstatt annimmt und meint, jetzt ihrer großen Liebe Ivan entsagen zu müssen.

Was mich so sehr an diesen Erzählungen anspricht, ist das Rosamunde Pilcher uns Leser:innen offen lässt, wie die Geschichte weitergehen könnten oder werden. Unsere Phantasie wird somit aktiviert. Die Geschichten sind gutgeschrieben und haben so gar nichts Triviales an sich. Im Vorwort schreibt die große Lucinda Riley, die im vergangenen Jahr verstorben ist, „Für alle, die Rosamundes Schaffen bereits kennen und lieben, werden die Erzählungen eine nette Wiederbegegnung sein, und für Neulinge, die mit ihr noch nicht vertraut sind, liefern sie eine wunderbare Einführung in ihr Talent als Geschichtenerzählerin und in die erfundenen Welten, die sie mit so leichter Hand zu Leben erweckt hat.“

Ein wunderschön gebundenes Buch mit schönen Skizzen weiblicher Gesichter, geschaffen von Caroline Tomlinson. Man kann sich dieses Buch gerne für gemütliche Lesestunden selber schenken.

Bild: Entnommen dem Buch "Ankommen" von Rosamunde Pilcher, Hamburg 2021

 

Jean-Luc Bannalec
Bretonische Nächte
Kommissar Dupins elfter Fall
Kiepenheuer&Witsch TB
ISBN 9783462054033
329 Seiten, 17,50 €

Dieser Fall von George Dupin hat es in sich. Es ist sein elfter und führt uns an den Aber Wrac’h im wilden bretonischen Norden. Hier treffen wir auf den rauen Atlantik, aber auch auf betörende Apfelwiesen.

Dupin eilt von Concarneau dorthin, weil sein Inspektor Kadeg im Garten seiner gerade verstorbenen Tante niedergeschlagen wurde. Die alte Dame, Tante Joelle, bewohnte eine historische Abbaye des Anges, ein Paradies hinter hohen Steinmauern aus hellem Granit. Inmitten von Apfelbäumen hat sie sich ein wunderbares Refugium geschaffen.

Dupin will wissen, wer den Anschlag auf Thierry Kadeg verübt hat. Zusammen mit der ganzen Mannschaft, an seiner Seite Riwal, und den lokalen Polizeikräften arbeitet er dran. Da wird der Gärtner der Abbaye erschlagen aufgefunden und die Frau des Gaertners ringt mit diffusen Symptomen in einer Klinik in Brest mit dem Tod. Jetzt geht es auch noch um Mord und Dupin kommt familiären Geheimnissen und einem weiteren Mord auf die Spur.

Brilliant geschrieben von Jean-Luc Bannnalec, spannend bis zuletzt mit einen willensstarken wie sensiblen Hauptprotagonisten.

Ich freue mich schon auf den zwölften Fall und hoffe, wir müssen nicht so lange auf neue Abenteuer mit George Dupin warten.

 

Susanne Goga
Schatten in der Friedrichstadt
Ein Fall für Leo Wechsler
Kriminalroman
dtv-Taschenbuch
ISBN 9783423219624
333 Seiten, 12,00 €

 

Auch der neue Roman von Susanne Goga führt uns wieder ins Berlin der zwanziger Jahre und hält uns Leser:innen unter Spannung. Wir sind im Jahre 1928 angekommen. Diesmal untersuchen Oberkommissar Leo Wechsler und seine Männer den mysteriösen Fall um den verstorbenen Journalisten Moritz Graf, der vom Dach des Ullstein-Hauses in die Tiefe gestürzt ist.

Wechsler steht vor der Frage: War es ein Unfall, oder ist der umtriebene wie introvertierte Graf durch Unvorsicht vom Dach gefallen?
Er war wohl nach Auskunft des Chefredakteurs und seiner Kollegen an einer explosiven Geschichte dran, deren Inhalt niemand kennt.

In Berlin zeichnen sich die Vorboten des kommenden Nationalsozialismus ab. Hitler führt die ersten großen Kundgebungen ab und schart schon viele Anhänger um sich und seine Ideologien. Hugenberg führt eine rechtsnationale Presselandschaft. Die Ullsteinbrüder setzen mit einer liberalen und weltoffenen Presse- und Literaturlandschaft dagegen.
Dazwischen muss sich die Polizei behaupten und im Strudel des glühenden Berlins in einem Wespennest stochern.

Susanne Goga fängt in ihrem Kriminalroman wieder authentisch den Zeitgeist ein und kann Dank großartiger Recherche der Leserschaft ein schlüssiges Zeitporträt anbieten:“… sehr genau, sehr leicht, sehr elegant, weniger hart, aber sehr lebendig, sehr lebensnah.“ (Elmar Krekeler in der Welt)

 

Neil Richards
Matthew Costello
Mydworth
Lord und Lady Mortimer ermitteln
Bei Ankunft Mord - und
Tod im Mondschein
Kriminalromane
lübbe Taschenbuch
ISBN 9783404185955
301 Seiten, 11,00 €

Der Doppelband ist der Auftakt zu einer neuen Kriminalromanreihe des Erfolgsduos Richards/Costello, schon die Serie Cherringham entdeckt haben.

Diesmal geht es um die zwanziger und dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Sir Henry Mortimer kommt nach langen Jahren des Auslandsdienstes für die englische Krone auf seinen Landsitz Mydworth zurück und erlebt dort mit seiner Frau Kate, einer Amerikanerin, die er in Kairo kennengelernt hat, manch aufregendes Abenteuer.
Kate muss sich an den Snobismus des englischen Adels erst gewöhnen, denn sie stammt aus der Bronx in New York. Aber ist tough und intelligent.

Im ersten Band der Reihe kommen die Mordimers auf dem Landsitz und im Dorf Mydworth an, um fortan dort im Dower House zu leben. Bei ihrer Ankunft stolpern sie über einen Toten, der zur Dienerschaft ihrer Tante Lavinia gehört, die das Stammschloss bewohnt und den Schmuck von Lady und Lord Tamworth, Gästen des Hauses, gestohlen hat. Dabei hat ihn Lord Reggie auf der Flucht erschossen. Die Mortimes nehmen Witterung auf …

Die zweite Geschichte spielt im Dorf Mydworth. Es geht um den mysteriösen Tod eines jungen Wilderer. Die Mutter des Jungen glaubt nicht, dass der Sohn sich selbst auf der Jagd getötet hat. Sehr schnell kommen die Mortimers einem tragischen Umstand auf die Spur…

Die Reihe Mydworth ist gute Unterhaltungsliteratur und spiegelt das gute alte England. Schnell wird man zu guten Weggefährt:innen von Kate und Lord Harry. Literatur, die einem einen Tag im Strandkorb am Meer versüßen oder einen Urlaubsregentag ertragen lassen.

Ursula Sänger-Strüder

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