Lebensfreude Lövenich

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Sommerlesefest

Lucinda Riley
Die verschwundene Schwester
Roman
Goldmann Verlag
Deutsche Erstausgabe
ISBN 9783442314485
829 Seiten, 22 €

Die Spannung steigt weiter an. Auch der siebte Band der Reihe um die Schwestern d’Apliese birgt wieder viele Geheimnisse und hält Ungereimtheiten und Überraschungen bereit. Wir erinnern uns an die sechs Schwestern d’Apliese aus Atlantis im Genfer See, die alle von ihrem Vater Pa Salt adoptiert worden sind und die, die Namen des Sternbilds der Plejaden tragen: Maia, Ally (Alkyone), Star (Asterope), Cele (Celaeno), Tiggy (Taygeta) und Elektra.
Nur die siebte Schwester fehlt: Merope. Von ihr war in Atlantis immer die Rede, aber das Rätsel um Merope konnte bis heute nicht gelöst werden.
Nachdem die sechs Schwestern die Rätsel um ihre Herkunft lösen konnten und ihre Wurzeln entdeckt haben, wird ihnen nun vom Anwalt ihres Vaters ein „Neues“ angetragen.
Merope ist zu finden! Merope ist im Sternbild der Plejaden der Stern, der am schwersten zu erkennen ist. Der Ehrgeiz der jungen Frauen ist geweckt. Der Spur, die Georg Hoffmann, der Anwalt, präsentiert, wird akribisch nachgegangen und eine fieberhafte Suche beginnt. CeCe sucht in Neuseeland nach Merope, Elektra in Torronto, Star in London, Ally in der Provence und schließlich Tiggy in Irland. Bei der Suche nach der verschwundenen Schwester entstehen immer wieder neue Fragen und andere Spuren tun sich auf. Schließlich verdichtet sich alles auf die Neuseeländerin Mary McDougal und ihre Tochter Mary-Kate Ist Mary-Kate die verschwundene Schwester? Die Geschichte von Merope verdichtet sich in West-Cork und Dublin.

Gekonnt wie immer führt Lucinda Riley die Regie bei diesem spannenden Kopfkino. Geschichte, Geschichten und menschliche Freuden wie Abgründe verbindet sie meisterlich zu einem bunten Kaleidoskop der Gefühle und Bilder.
Am Ende des Buches wächst die Spannung auf Band 8 der Reihe, wo uns vielleicht das Mysterium um Pa Salt und die verschwundene Schwester endlich aufgebröselt und gelöst wird. Leider ist Lucinda Riley vor einigen Wochen am 11. Juni nach längerer Krankheit verstorben. Es heißt aus Verlagskreisen, dass der Sohn von Lucinda Riley den 8. Band der Reihe zu Ende schreiben wird. Wieder hat sich bewahrheitet: „Jung stirbt, wenn die Götter lieben“.

Ich wünsche viel Freude mit der Geschichte um die verschwundene Schwester.

 

Elsa Dix
Der tote Rittmeister
Ein Seebad-Krimi
Goldmann Taschenbuch – Originalausgabe
ISBN 978-3-442-49035-6
396 Seiten, 10 €

Es ist wieder Sommer. 1913 lustwandeln die Reichen und Betuchten im glanzvollen Seebad Norderney. Anlässlich des Thronjubiläums des Kaisers herrscht eine feierliche Stimmung, der sich auch Viktoria Berg aus Hamburg nicht entziehen kann. Schon im letzten Jahr hatte sie die Sommerfrische auf der Insel verleben dürfen und dort den Journalisten Christian Hinrichs kennengelernt.
Doch schon bald überschatten bestürzende Ereignisse die sommerliche Idylle. Ein kleines Mädchen verschwindet spurlos aus dem Seehospiz, und ein Rittmeister der kaiserlichen Kavallerie wird ermordet aufgefunden. In Viktoria und Christian erwachen wieder ihre detektivischen Leidenschaften und so begeben sich beide auf die Suche nach der Wahrheit und dem mörderischen Motiv.

Elsa Dix zeichnet ein authentisches Bild der Gesellschaft vor dem ersten großen Krieg. Es tuen sich tiefe gesellschaftliche Abgründe auf, die tief und geheimnisvoll wie die Nordsee sind, wie der Klappentext verrät. „Einfach formidable“, wertet die WAZ.

 

Gisa Pauly
Lachmöwe
Ein Syltkrimi
Piper Taschenbuch
ISBN 978-3-492-31448-0
446 Seiten, 11 €

Auch in der 15. Folge der Kriminalromane um die Sylter Miss Marple, Mamma Carlotta, geht es wieder turbulent zu.

Es ist Sommer und Carlotta Capella weilt erneut bei ihrer deutschen Familie auf Sylt. Schwiegersohn Erik und die Kinder Caroline und Felix freuen sich, dass die Nonna wieder um Haus und Hof wacht und alle mit ihren Kochkünsten verwöhnt.

Auch Eriks Kollege Sören von der Sylter Kriminalpolizei kommt nun täglich in den Genuss italienischer Spezialitäten.
Da beobachtet Carlotta in einer Vollmondnacht einen Unbekannten, der aus dem Ferienhaus der Kemmertöns, Nachbarn der Wolfs, auf die Straße verschwindet. Am nächsten Morgen wird dort die Mieterin, eine Altenpflegerin, tot aufgefunden; Mord!
Kommissarin Erik Wolf, die Staatsanwältin Tilla Speck und Assi Sören beginnen mit ihrer Spurensuche und Aufklärungsarbeit.
Schnell gerät Keno Vebeck, der Arbeitgeber der Ermordeten ins Fadenkreuz der Ermittler. Hatte er mit der jungen Polin ein Liebesverhältnis. Seine Frau Geertje leidet an Demenz.
Die Geschehnisse nehmen an Fahrt auf, als ein sensationslustiges Fernsehteam auf die Insel eintrifft und das Leben auf Sylt ordentlich durcheinanderwirbelt.
Hintergrund ist, dass ein italienischer Landsmann Leonardo mit Hilfe der Medien seine große Liebe wiederfinden möchte.
Mama Carlottas Spürsinn ist geweckt und auch gefragt. In dem netten Senior Richard, den sie in Käptans Kajüte kennenlernt, bekommt sie eine tatkräftige Unterstützung. „Mister Stringer“ ist stets um Carlotta bemüht.
Und da ist noch „Fräulein Rottenmeier“, das strenge Kindermädchen der Familie Gercke, die allen ziemlich suspekt ist. Die Ermittlungen nehmen an Fahrt auf.

Gisa Pauly ist ein unterhaltsamer Roman gelungen, der pointenreich wie spannend ist. Die Figuren des Romans leben und es ist schön, dass die Geschichten um Mamma Carlotta und die Familie Wolf weitererzählt wird. Alles ist den Leser*innen so vertraut. Wir können uns schon auf die 16. Geschichte freuen. Am Rande vermerkt: „Mal sehn, wie sich die Liebesgeschichte zwischen Erik Wolf und Tilla Speck weiterentwickelt“!

 

Donna Leon
Flüchtiges Begehren
Commissario Brunettis dreißigster Fall
Roman
ISBN 978-3-257-07120-7
314 Seiten, 24 €

In ihrer dreißigsten Geschichte um Guido Brunetti, dem sympathischen Commissario aus der Lagunenstadt Venedig, greift Donna Leon aktuelle Themen auf: die queer Genderorientierung sowie der Menschenhandel.

Brunetti hat in seinem langen Polizeidienst viel erlebt und ihm sind menschliche Abgründe und Schwächen nicht fremd. Diesmal wird er mit einem sehr heimtückischen Verbrechen konfrontiert, das auf See von statten geht.

Alles beginnt harmlos auf dem Campo Santa Margherita, wo sich nach einem harmlosen Drink zwei Touristinnen von Einheimischen zu einer Spritztour in die Lagune einladen lassen. Die beiden jungen Amerikanerinnen ahnen nicht, dass sie sich schwer verletzt am frühen Morgen auf dem Steg des Ospedale wiederfinden. Das Boot hatte in der Dunkelheit der Lagune einen Pfahl gerammt.
Eine Frage beschäftigt Brunetti und seine Kollegin Claudia Griffoni sehr, warum alarmierten die Begleiter der Mädchen und die Bootsführer nicht die Notaufnahme der Klinik, wenn alles nur ein Unfall war?
Je hartnäckiger die beiden Beamten ermitteln, umso mehr kommen sie kriminellen Handeln in unermesslichem Ausmaß und Brutalität auf die Spur.

Die New York Times schreibt: „Es ist entwaffnend, wie menschlich Brunetti arbeitet. Seine Streifzüge durch Venedig sind ein Genuss.“ Dem ist meinerseits nichts hinzuzufügen.

 

Anne Perry
Das Spiel des Verräters
Kriminalroman
Goldmann Taschenbuch
ISBN 978-3-442-49103-2
490 Seiten, 10,00 €

Anne Perry ist bekannt für ihre historischen Kriminalromane um Thomas Pitt und William Monk, die uns vor allem in das viktorianische England geführt haben. Nun legt sie mit dem Spiel des Verräters eine neue Reihe vor, die ab 1933 angesiedelt ist und in die Geheimdienstkreise führt.
Alles beginnt an der Almalfiküste, während Europa auf eine große Katastrophe zusteuert. Elena Standish lernt dort in einem Hotel den charmanten Ian Newton kennen. Eines Tages erhält dieser ein mysteriöses Telegramm und reist überstützt ab. Elena, ein wenig verliebt in Ian, beschließt spontan ihn zu begleiten, ohne zu ahnen, was durch diesen Entschluss ausgelöst wird. Im Zug wird Ian Newton niedergestochen und verstirbt. Er kann Elena mit dem letzten Atemzug anvertrauen, dass er für den britischen Geheimdienst MI6 arbeitet.

Er bittet Elena an seiner Stelle nach Berlin zu fahren, um ein geplantes Attentat zu verhindern. Durch das Attentat droht eine internationale Krise auszubrechen.

Elena kennt Berlin, weil ihr Vater dort einmal als Botschafter gearbeitet hat und spricht die Sprache. Mitten im Hexenkessel von SS-Aufzügen und Bücherverbrennung erkennt sie viel zu spät, dass sie in eine Falle geraten ist. Das Attentat kann sie nicht verhindert. Im Gegenteil, sie wird selbst bald als Attentäterin gesucht, denn in der englischen Botschaft spielt jemand ein falsches Spiel.

Ein spannender Roman, der die Wirren der Zeit gut aufgreift und beschreibt. Zudem wird tief in die Arbeit des britischen Geheimdienstes geschaut und das gesellschaftliche Leben der englischen Oberschicht glasklar beschrieben. „Das Spiel des Verräters“ macht neugierig auf mehr; über Leben und Arbeit der Standishs.

 

Bernhard Jaumann
Der Turm des Blauen Pferde
Kriminalroman
KiWi Taschenbuch
ISBN 978-3-462-00148-8
329 Seiten, 11 €

Ein Kriminalroman in Kunstkreisen. Die Kunstdetektei von Schleewitz ermittelt. Es geht um den „Turm der Blauen Pferde“ von Franz Marc, einem legendären Gemälde, einst von den Nazis als entartete Kunst bezeichnet. Franz Marc, 1916 in Verdun gefallen, war Gründungsmitglied der Künstlergemeinschaft Blauer Reiter.

Das Gemälde verschwand in Görings Privatbesitz und tauchte nach dem Krieg nicht wieder auf. Jetzt behauptet ein reicher Kunstsammler, dass es ihm von einem Unbekannten angeboten worden sei. Er fragt sich, ob das Bild wirklich das Original ist. Das Team der Detektei von Schleewitz beginnt zu ermitteln. Ein Abenteuer beginnt zwischen Wahrheit, Wirklichkeit und Fiktion.

Das Hamburger Abendblatt wertet „Absolut lesenswert“. Dieser Empfehlung kann ich mich nur anschließen. Jaumann ist ein besonderes Lesevergnügen mit geschichtlichem Bonusprogramm gelungen.

 

Jean-Luc Bannalec
Bretonische Idylle
Kommissar Dupins zehnter Fall
KiWi Taschenbuch
ISBN 978-3-462-05402-6
318 Seiten, 16,50 €

Es ist wie, wenn man einen alten Bekannten in schöner Umgebung trifft. George Dupin ermittelt wieder. Diesmal begegnen wir ich in August. Eine Hitzewelle hat die Bretagne fest im Griff. Nolvenn ist gerade dabei, das 10jährige Dienstjubiläum von Dupin vor. 10 lange Jahre ermittelt der Kommissar schon in und um Concarneau herum und taucht immer mehr in die bretonische Welt ein.
Da wir morgens vor der Küste von Concarneau ein Toter aus dem Meer gefischt. Es handelt sich um einen betuchten Schafzüchter von der legendären Belle Íle. Für viele Bretonen, auch für Riwal ist es die schönste Insel der Welt.
Nach einer stürmischen Überfahrt, die Dupins wegen seiner Thalassophobie nur schwer erträgt, beginnen seine Ermittlungen auf dem Eiland. Fast wie in einem Kammerspiel treten die beteiligten Personen auf, die alle etwas zu verbergen haben. Tiefe menschliche Abgründe tun sich auf. Für Dupin und sein Team wird es schwer, bei so viel Imperativ, Tics, Marotten und Kauzigkeit, den Mörder oder die Mörderin im Kammerspiel zu finden

Für mich ein Hochgenuss auf jeder Seite. Freue mich schon auf den elften Fall des Wahlbretonen.

 

Ursula Sänger-Strüder

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